Do, 08. Juni 2023

In der freiwilligen Hingabe muss der Tod nicht mehr gewaltsam ins Leben
eindringen und einem alles wegnehmen, was man gar nicht hergeben wollte.
Das Drama tritt ja nicht erst dann ein, wenn der Körper stirbt, sondern
bereits vorher ist das Drama des Kämpfens gegen die Vergänglichkeit
gewaltig – und doch eben unnötig.

Di, 06. Juni 2023

Die Vergänglichkeit der Welt lässt die Menschen dem Tod unfreiwillig
begegnen.
Die Heiligen lehren die Menschen aber die freiwillige Begegnung mit dem
Tod.
An der Begegnung kommt niemand vorbei, aber es macht einen essenziellen
Unterschied, ob einem das Leben unfreiwillig mit dem Tod konfrontiert, oder
ob man innerlich an den Punkt gelangt, in welchem man freiwillig bereit
ist, sich zu geben, sich hinzugeben.
Nur dadurch ist Bewusstheit garantiert.

Mo, 05. Juni 2023

Ein Mensch, der nicht aufrichtig betet, das heisst, um Hilfe bitten kann,
vertritt eigentlich, hinter vielen Schichten von Stolz verborgen, die
Überzeugung: „Ich bin deiner Hilfe nicht würdig.“
Die Vorstellung von „ich kann es allein“ ist nur momentane Überheblichkeit
des Ichs. Dahinter verbirgt sich meistens ein tiefgreifendes Konzept, eine
Überzeugung, dass man sich der Hilfe nicht würdig fühlt. Das ist nicht
Demut, sondern das Übergehen seiner Seele.
Man nimmt sich selber nicht ernst genug, dass man seine tiefsten Anliegen
einfach übergeht.

So, 04. Juni 2023

In der Zuwendung an Krishna um Krishnas willen taucht eine unspektakuläre
kontinuierliche stille Freude in der Seele auf, die nicht mehr abhängig
davon ist, ob man emotionell einen Moment der Überschwänglichkeit erlebt
oder in der Schlichtheit und Nüchternheit verweilt.

Sa, 03. Juni 2023

Begeisterung und Euphorie sind nur Begriffe der Peripherie eines inneren
Weges. Wer sich in der äusseren Freude verliert, wird schnell die Erfahrung
eines Strohfeuers machen. Das brennt kurz lichterloh und es gibt Menschen,
die sich dann für erleuchtet halten. Aber schon Momente später ist es
wieder erloschen und abgebrannt. Eben war noch alles Liebe und nun ist
wieder die alte Betäubung, die Dumpfheit und die Angst vorhanden. Ist man
nun noch immer bereit, in die Hingabe zu gehen? Oder wird man sich
zurückziehen und warten, bis man das nächste Mal eine überschwängliche
Erfahrung von Liebe hat, in der man glaubt, sich wieder hingeben zu können.

An diesem Punkt wird das innere Leben an seine vielleicht wichtigste
Herausforderung hingeführt: an die Bereitschaft, das Feuer weiter zu
nähren, auch wenn es nicht stark brennt. Die Ermutigung zur innere Treue
und darin weiterzugehen, auch wenn man nichts sieht.

Mi, 31. Mai 2023

Es gibt Menschen, denen alles schnell zu viel werden kann, die Zeit zu
brauchen und Rückzug zu benötigen, sich ins stille Kämmerchen zurückziehen
wollen, um da die Erkenntnisse und Erfahrungen einer intensiven Begegnung
mit dem Heiligen erst einmal zu verdauen.
Diese Anschauung will den inneren Weg selber dosieren und rechnet nicht mit
dem Plan Gottes. Es ist eine Ausdrucksform von Kontrolle.
Man glaubt, dass wenn man die Wahrheit Gottes ganz an sich heran lassen
würde, sie einem zerstören würde. Das ist ein in alter Vergangenheit
überliefertes Gottesbild.
Was, wenn dies einem erst zur wirklichen Lebendigkeit führen würde?

Di, 30. Mai 2023

Wenn man lernen möchte, mit Unsicherheit umzugehen, geht man in eine
Psychotherapie. Wenn man lernen möchte, mit Ungewissheit nicht mehr
umzugehen und sie wirklich zuzulassen, ist das der Eintritt für einen
inneren Weg.