Der absolute Willen des Menschen, die Verhaftungen des äusseren Lebens
aufzugeben und das Bewusstsein darüber, es nicht tun zu vermögen, sind kein
Widerspruch.
Wir wissen, dass wir es nicht tun können und dennoch will es jede Zelle von
uns. In der gänzlichen Bereitschaft, es zu tun, wissend, dass es viel mehr
erfordert, als unser tun, erscheint Gnade.
So, 12. November 2023
Was will das Leiden fortsetzen?
Jeder Wunsch, zu leiden verbirgt sich hinter Hoffnungen in das Glück -in
der innerweltlichen Glücksverheissung
Sa, 11. November 2023
Man ergibt sich in das Mögliche, auch wenn man es nicht gänzlich vermag.
Die Gnade, die die Freiheit eines Menschen wirklich macht, arbeitet
zusammen mit dem tiefsten menschlichen Willen.
Fr, 10. November 2023
Man scheitert immer wieder am Hindernis des Eigenwillens. Dieser
Eigenwille, der einen in die Macht führen und vieles bewegen mag, ist
eigentlich der Wille zu Leiden.
Der Eigenwille, der sich Bedeutung zuschreiben mag, aber keine Freiheit
schenkt, ist nicht unser wirklicher Wille.
Do, 09. November 2023
Im Augenblick grösster Not ist man erstaunlicherweise immer noch bereit,
das Leiden fortzusetzen – man will es nur in einer anderen Version: als
innerweltliche Annehmlichkeit.
Das Heimweh aber führt mich zur absoluten Bereitschaft der Heilung: zur
Hingabe an Gott.
Mi, 08. November 2023
Die Spur des Eigenwillens hat mich glauben lassen, dass dies mein Wille
sei… Das Leben aber zeigte doch offensichtlich etwas ganz anderes. Das
Drehen um einen selbst war der Urgrund zur inneren Leere, die man dann
wiederum mit der Welt aufzufüllen suchte, nur um die Leere noch öder zu
machen. Der Eigenwille des Menschen muss übersetzt werden als ein „nicht
vollständiger Wunsch, das Leiden zu beenden.“ Er darf aus sich
herauswachsen und erübrigt sich. In der Begegnung mit Radha-Krishna
entdeckt man seine Urform: den Austausch der Liebe vielfältig zu gestalten.
Di, 07. November 2023
Wie kommt es, dass man dem Leiden viel mehr zugeneigt ist als dem Glück
reinen Seins?
Ich will eben meine Rolle nicht aufgeben, das nicht aufgeben, was ich
aufgebaut habe in all den Jahren, das Bild, das ich vor mir selber kreiert
habe und an welches meine Mitmenschen glauben.
Ich liebe dieses schöne Traumbild von mir selbst. Es hat zwar auch
Schattenseiten, die aber sehr wohl im Keller verborgen werden können,
sodass sie zunächst nicht auffallen.
Es ist die Verteidigung der Ersatzidentität an der Oberfläche, welche das
Festhalten am Leiden bedeutet.
Mo, 06. November 2023
Die Lebenssituationen können wir nicht immer wählen. Vieles kommt
unerwünscht. Die existenzielle Schwere aber ist selbstauferlegt.
So, 05. November 2023
Das innerweltlich entstandene Selbstbild, welches sich in langen Jahren
aufgebaut hat, wiegt schwer. Das Festhalten an dieser Identität ist ein
Gefängnis, das man sich selber geschaffen hat und in welchem man sogar
freiwillig sitzt. Es ist Ausdruck des Wunsches, nicht wirklich frei sein zu
wollen und somit eigentlich leiden zu wollen. Es ist ein grosser
Augenblick, dieser Wahrheit ins Gesicht zu schauen.
Sa, 04. November 2023
Wir dürfen aufhören, uns als Opfer unserer eigenen Geschichte dazustellen,
zu jammern und zu klagen oder zu kämpfen und zu rebellieren und andere
dafür verantwortlich zu machen.
„Steh endlich auf! (Bhagavad Gita 2.3)