Mo, 29. Januar 2024

Diejenigen, die verlassen wurden und sich zurückgezogen haben, fristen ihr
Dasein oft mit dem schwelenden unerfüllten Wunsch nach Zweisamkeit und
Aufgehobensein.
Alleinsein auf dem inneren Weg ist eine tiefere Angelegenheit.
Den Körper als Referenz – und Bezugspunkt für Allein-Sein zu verstehen, ist
zwingend ein Weg in die Veräusserlichung und Isolation.
Selbsterforschung beginnt, wenn die Bezugspunke im Aussen, Bezugnahmen und
falschen Referenzen gelöst worden sind.
Dann ist man erst einmal allein mit dem Innersten ohne Beziehung zu
Gedanken und Vorstellungen, welche man in der Vergangenheit erlernt hatte.
Die vermeintliche trostlose Leere, die einem prognostiziert wurde, ist
inexistent. Es fühlt sich wie ein Aufatmen nach dem Ablegen einer grossen
Last an.

So, 28. Januar 2024

Auf dem zutiefst unbequemen Weg, dem Weg, der jegliche Trägheit meidet,
gibt es keine Kochrezepte mehr, die einem einfach vom Lehrer ausgehändigt
werden und die man mit nach Hause nehmen kann, um sie zu befolgen.
Das bedeutet, dass man immer wieder aufgefordert ist, zu prüfen und sich
nicht einfach Konzepte aneignet, um der Komplexität und der eigenen
Nachforschung zu entgehen. Prüfen, ob das Vermittelte einem wirklich nach
innen begleitet, oder ob die Praxis aus alt gelernter Tradition aus einem
mythischen Welt-und Gottesbild stammt und einem ein Gefühl von
Aufgehobenheit und Sicherheit vermittelt, die nicht aus der Wahrheit
stammen, sondern aus der Kongruenz mit alter Überlieferung.

Fr, 26. Januar 2024

Das Damokles-Schwert eines in der Geschichte vermittelten strafenden Gottes
führte dazu, dass tief in uns drin ständig Misstrauen lauert.
Gänzliches Anvertrauen ist nun nicht das Resultat eines naiven
Glaubenwollens, sondern darf erwachsen in kompletter Infragestellung von
allem.

Do, 25. Januar 2024

Religiösen Wurzeln sind die tiefgreifendsten des kollektiven
Unterbewusstseins und stellen starke Prägungen dar.
Man lebt mit einer monströsen richterlichen Instanz im Bunde… tiefe
eingeprägte Bilder der eigenen Erfahrungs-Welt. Sie wurden vermittelt –
aber ich habe sie angenommen und habe ihnen dadurch grosse Macht verliehen.
Diese Übernahme einer Eigenverantwortung schenkt neu gewonnene Freiheit.

Mi, 24. Januar 2024

Die verschwommene Unterscheidung zwischen meinem Ich und dem Über-ich
führte in die Unfreiheit. Angst trübt die Trennschärfe.
Man kann sich lange Zeit spirituelle Lehren anhören, Weisheiten aufnehmen
und davon begeistert sein. Der Geist mag sogar zustimmen Aber wenn die
Angst auftaucht, vergisst man innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde
alles, was man über Jahre oder Jahrzehnte und sich angeeignet hat. Ein
Moment von Überlebensangst und alles ist weg. Alles, was klar war, ist
innerhalb eines Momentes abgestiegen, diffamiert im Sumpf der dumpfen
Angst.
Vergessen geht so schnell….
Deshalb ist es notwendig, die innere Forschungsreise vom Ausgangspunkt
einer Seelenerkenntnis beginnen, wohin die Angststrukturen keinen Zugang
mehr haben.

Di, 23. Januar 2024

Man leidet am Gefühl von Mangel.
Es ist das Gefühl, nicht geliebt zu sein. Nicht gesehen zu sein.
Es ist schmerzhaft, ständig in einem Loch zu leben, welches gar nie gefüllt
werden kann.
Das, was die Menschen in der Welt „ihr Leben“ nennen, ist eigentlich
Lochfüllung, der Versuch, den Mangel zu beheben.
Der innere Weg lädt ein, den Versuch einzustellen, einen inneren Mangel
überhaupt füllen zu wollen. Einfach still weitergehen.

Mo, 22. Januar 2024

Erst erzeugt man im Geist künstlich das Gefühl des Mangels, erlebt dann den
Schmerz darin, und hat dann Angst vor dem Schmerz. Die Furcht, ganz in ihm
zu versinken, bewirkt den Fluchtimpuls vor ihm. Im Unbewussten beginnt die
Angststruktur sich erst recht festzusetzen.
Was war die Wurzel? Es ist eine denkwürdige Kette von Prozessen, die der
eigene Geist da in die Wege leitet. Das Gefühl, künstlichem Mangels darf
gelassen werden.
Als Seele lebt man immer unbedroht, aufgehoben vom Allgegenwärtigen. Gott
als liebevollen Besitzer von allem anzunehmen, wächst hin zum Vertrauen,
dass er der wirkliche Erhalter von einem ist.

So, 21. Januar 2024

Man eignet sich Wissen der Weisheitslehren an und verkennt, dass es sich
nun um Wissen aus zweiter Hand handelt. Und schon taucht spirituelle
Arroganz auf, die glaubt, Dinge besser zu erkennen und wissen wie andere.
Das ist die Einbahnstrasse der Auseinandersetzung mit Spiritualität. Der
eigentliche Weg führt immer in die Demut und in die Minderung von
Überhebung.