Mi, 17. Juli 2024

„Lieber zum Alten zurück als zu erforschen, was vor einem liegt“ – das ist
die Mentalität des Einsschlafenwollens.
Wenn ich nicht die vollständige Bereitschaft in mir trage, geschieht nicht
wirklich etwas.
Alles unter 100 % ist nicht ausreichend.
Und dennoch bleibt auch die kleinste Bemühung nie vergeblich.

Di, 16. Juli 2024

Man muss nicht die Wertlosigkeit des Ichs, seinen Minderwert, bearbeiten.
Dies könnte zwar zu vorübergehenden Erfolgen führen, und das Ich fühlt sich
wieder selbstbewusster. In Wirklichkeit wird es doch nur ichbewusster. Die
vorübergehende Stärkung des Minderwerts ohne die Wurzel zu berühren– das
Vergessen eigentlicher Identität – hat bedingten relativen Wert.
Das Selbst hat Identität unabhängig davon, wie der Marktwert des Ichs
gerade steht. Es ist geliebt von Sri Krishna.

Mo, 15. Juli 2024

Man hängt sich fest an unnütze Äusserlichkeiten, Fassadenspiele und
Anhaftungen an bestimmte Aggregatszustände der Aussenwelt und ärgert sich
doch ganz in der Tiefe drin, dass man es tut. Das ist die Stimme der Würde
als Seele.
Das Unbehagen, dass man das eigentlich Wesentliche vernachlässigt, bleibt.
Der innere Aufruhr, dass der momentane Zustand nicht einfach nur
korrigiert, leicht erträglicher gemacht, aber doch beibehalten wird, ist
der Beginn der Selbsterforschung.

Sa, 13. Juli 2024

Es gibt Menschen, die es kaum aushalten können in ihrer Lebenssituation und
sich aufgrund des Leidensdruckes auf eine innere Suche begeben. Darin liegt
immer etwas Problematisches. Denn der grundlegende Anstoss geschieht nicht
bedingungslos aus dem Gottesbedürfnis, sondern aus dem Wunsch, dem
unaushaltbaren Schmerz zu entgehen.
Die Grundvoraussetzung für einen effektiv nachhaltigen inneren Weg ist aber
die vollständige Versöhnung mit der Welt, was bedeutet, dass man auch gerne
in ihr lebt.
Man heiratet ja auch nicht, weil man von etwas weg will, sondern weil eine
Faszination einen ruft: ein Hinzugehen auf etwas.

Fr, 12. Juli 2024

Man glaubte als Mensch lange Zeit, dass es die eigene Aufgabe sei, den
Mitwesen, der Welt, der Umgebung, dem Leben und Gott einen Wert
zuzuschreiben, indem man sie be-wertet. Man ist wie besetzt von der Idee,
allem einen Wert anzuheften, da es sonst keinen hätte.
Das Leben hat aber einen Wert in sich und man muss nichts tun, um ihm
aufgesetzt eine Bedeutung zuzuschreiben. Dieser inhärente Wert entsteht
nicht künstlich durch Beruf, Karriere oder innerweltlich erworbene
Scheinsicherheiten, sondern ist gegeben als Existenz meiner ewigen Seele
und ihrer angelegten Beziehung zu Gott.

Do, 11. Juli 2024

Es ist nicht die eigene Aufgabe, die natürlich fliessenden Umstände der
Umgebung zu bewerten – sie abzuwerten oder aufzuwerten und darin Minderwert
und Stolz zu erleben. In der Haltung des Ergebens zu Gott erkennt man den
inhärenten Sinn von allem in allem durchleuchtend und das Zerrbild
abgetrennter Wahrnehmung ist entschwunden.

Mi, 10. Juli 2024

Man kann die Wirksamkeit einer spirituellen Übung nie beurteilen an der
Behaglichkeit, die sie mit sich bringt.
Denn es geht nicht um die erlebte Erleichterung, sondern um das Übergeben
im Vertrauen und letztlich nur um die Freude Gottes.

Di, 09. Juli 2024

Es ist kein schlechtes Zeichen, wenn man überwältigende Glückserfahrungen,
die man einmal hatte im inneren Leben, verliert.
Das Wesentliche ist nicht das sensualistische Erleben, sondern die
unspektakuläre stille Bereitschaft sich Gott zuzumuten und anzuvertrauen –
unabhängig seiner Erwiderung.

Mo, 08. Juli 2024

Eine aufmerksame Seele erkennt, dass ihr Leben ohne die Teilhabe und
Mitbeteiligung am Leben Gottes unvollständig und unvollendet ist.
Daraus wird eine Sehnsucht nach Vervollständigung geboren: Gottesliebe.