Was fällt uns denn so schwer, die Welt zu verlassen? Was sind all die
Objekte meines Lebens, die mir so schwer fallen, zurückzulassen?
Die meisten, die heute in so einem Kalender lesen, bezeichnen sich sicher
nicht als reine Materialisten. Wir stellen fest, dass die Verstrickung sich
auf emotional aufgeladene Objekte der Welt bezieht, von denen wir sagen
würden, wir liebten sie. Aber wir haben unser Identitätsgefühl auf sie
gestützt.
Das Gedankenkonstrukt in meinem Inneren, das sich mit dem Namen „Ich“
bekleidet, ist auch ein Objekt meiner Welt, was mir sehr nahe ist und wo es
einem schwindelig werden könnte bei dem Gedanken, es vollständig hinter
einen zu lassen.
Wenn sich der Klebstoff löst, ist nichts verloren.
Autor: ghagerer
Fr, 15. November 2024
Wenn es heisst, die Welt sei Leiden, dann ist damit ausschliesslich die
eigene Verhaftung an die Welt und seine Verstrickung und Verknüpfung und
die Absorption des Bewusstseins mit ihr gemeint. Es gibt kein Leid in
Isvara-sristhi (der Schöpfung Gottes).
Leid ist der Verlust der Erinnerung an unseren Ursprung und die eigentliche
Liebesbeziehung der Seele. Um das wieder ganz klar in einem werden zu
lassen, darf man punktuell für eine gewisse Zeit die gewohnten Umstände der
Welt verlassen.
Do, 14. November 2024
Es geht um den Rückzug der Aufmerksamkeit von der Welt – das ist nicht die
Flucht vor der Welt. Dies ermöglicht einen sehr wohl, inmitten der Welt zu
sein – einfach ohne mit ihr verstrickt zu sein.
Viele Menschen verstehen die Widersprüchlichkeit nicht, die sich durch den
spirituellen Weg auftut. Einerseits der Notwendigkeit, mitten im Leben zu
stehen, die Aufgaben des Lebens zu erfüllen, mein Beitrag zur Gesellschaft
und Familie gegenüber zu tätigen und der Notwendigkeit andererseits, sich
vollkommen aus dem Leben zurückzuziehen.
In der Ausrichtung auf Gott zerfällt die scheinbare Unvereinbarkeit.
Mi, 13. November 2024
Das Verflochtensein, Das Absorbiert-Sein, die Verknüpftheit, die
Abhängigkeiten – all das, was ich meine Beziehung zur Welt zu glauben
meine – darf im Rückzug einmal abgelegt werden.
Nun fragt man sich ehrlich, nachdem man seine bisherige Existenz
zurückgelassen hat, was einen nun wesentlich fehlt.
Di, 12. November 2024
Der absolute Willen des Menschen, die Verhaftungen des äusseren Lebens
aufzugeben und das Bewusstsein darüber, es nicht tun zu vermögen, sind kein
Widerspruch.
Wir wissen, dass wir es nicht tun können und dennoch will es jede Zelle von
uns. In der gänzlichen Bereitschaft, es zu tun, wissend, dass es viel mehr
erfordert, als unser tun, erscheint Gnade.
Mo, 11. November 2024
Was will das Leiden fortsetzen?
Jeder Wunsch, zu leiden verbirgt sich hinter Hoffnungen in das Glück -in
der innerweltlichen Glücksverheissung
So, 10. November 2024
Man ergibt sich in das Mögliche, auch wenn man es nicht gänzlich vermag.
Die Gnade, die die Freiheit eines Menschen wirklich macht, arbeitet
zusammen mit dem tiefsten menschlichen Willen.
Sa, 09. November 2024
Man scheitert immer wieder am Hindernis des Eigenwillens. Dieser
Eigenwille, der einen in die Macht führen und vieles bewegen mag, ist
eigentlich der Wille zu Leiden.
Der Eigenwille, der sich Bedeutung zuschreiben mag, aber keine Freiheit
schenkt, ist nicht unser wirklicher Wille.
Fr, 08. November 2024
Im Augenblick grösster Not ist man erstaunlicherweise immer noch bereit,
das Leiden fortzusetzen – man will es nur in einer anderen Version: als
innerweltliche Annehmlichkeit.
Das Heimweh aber führt mich zur absoluten Bereitschaft der Heilung: zur
Hingabe an Gott.
Do, 07. November 2024
Die Spur des Eigenwillens hat mich glauben lassen, dass dies mein Wille
sei… Das Leben aber zeigte doch offensichtlich etwas ganz anderes. Das
Drehen um einen selbst war der Urgrund zur inneren Leere, die man dann
wiederum mit der Welt aufzufüllen suchte, nur um die Leere noch öder zu
machen. Der Eigenwille des Menschen muss übersetzt werden als ein „nicht
vollständiger Wunsch, das Leiden zu beenden.“ Er darf aus sich
herauswachsen und erübrigt sich. In der Begegnung mit Radha-Krishna
entdeckt man seine Urform: den Austausch der Liebe vielfältig zu gestalten.