Das wirkliche Selbst ist wie in einem Spinnennetz, einem sonderbaren Kokon
eingeschlossen. Was man als seine Umgebung und auch als „eigenes Dasein und
eigenes Wesen“ betrachtet, sind eigentlich Kette und Teil des subtilen
Gewebes. Eingelullt haben wir uns selbst. Die Verblüffungskunststücke der
maya betrachtet man so plötzlich als völlig real.
Wenn sich dieses endlose schmerzliche Spiel des Blendwerks durch die
Zuwendung zu Gott lichtet, erscheint die Welt, das Leben, das Ich, an das
man sich an der Oberfläche zu seiner Stabilisierung festgeklammert hatte,
so flüchtig und verfliessend wie Wolken und Nebel.
Autor: ghagerer
Do, 26. September 2024
Ich bin durch Tausende von Leben hindurchgegangen. Ich habe unzählige Male
das Altern und den Tod erlitten. Ich war Gras und Strauch, Ranke und Baum;
ich lebte zwischen Vieh und wilden Tieren. Viele Tausende Male bin ich ein
Gelehrter, eine Frau und ein Mann gewesen. Ich kostete von der Seligkeit in
den Himmelswelten, wo man sich fast für unsterblich hielt. Selbst unter den
übermenschlichen Wesen gibt es keines, dessen Form ich nicht schon oft
angenommen hätte.
Auch durch dunkle Welten bin ich gewandelt. Ich war Titan, Kobold, und in
den Körpern verschiedenster Geistwesen. Ich war auch die Verkörperungen der
Elemente und dann auf einmal wieder ein Mensch.
Jedes Mal, wenn der Kosmos sich auflöste, um wieder ins Unmanifestierte zu
gehen, verschwand auch ich. Und wenn das All wieder hervortrat, kehrte auch
ich zum Dasein zurück, um andere Reihen von Wiedergeburten zu durchleben.
Wieder und wieder bin ich den Täuschungen des Daseins zum Opfer gefallen…
Nun reserviere ich dieses eine Leben, um ganz aufzuwachen.
Mi, 25. September 2024
In aller Unschuld sich jeden Tag wieder auf den Weg zu machen als hätte man
ihn noch nie beschritten.
Dies ist die Haltung, welche ununterbrochenen Fortschritt ermöglicht.
Di, 24. September 2024
Ich bin wie ein Schiff, welches lange die Geborgenheit des Hafens genossen
hat und jetzt trotz der düsteren Gewitterwolken seine Segel hisst, um ins
grosse Unbekannte zu fahren, unbekannten Gestaden entgegen, neuen
Landstricken zu.
„Krishna, ich bin dein, ohne Einschränkungen und ohne Vorlieben! Mein
ganzes Sein stimmt dir zu in freudigem Einverständnis und ruhiger
Heiterkeit.“
Ich mache mir vor dieser ungewissen Zukunft gar keine Vorstellung und setze
auf das tiefe Vertrauen und nicht mehr auf die kleinlichen Ängste und
Sorgen.
Mo, 23. September 2024
Es gibt keine Hindernisse, die deine Offenbarung verhüllen, entstellen oder
aufzuhalten vermögen. Aber Krishna gesteht mir das Recht auf Unwissenheit
zu, damit ich seine Allpräsenz auszublenden vermag.
Es ist die bedauerliche Begrenzung, nach der man sich sehnt.
Man muss sie aber auch nicht bekämpfen, sondern sich nur aufrichtig an
Krishna wenden – und er entfernt die überflüssige Verhüllung.
So, 22. September 2024
„Krishna, ergriffen und dankbar nahe ich mich dir.
Du hast mir die ersten Worte des so tief begehrten Wissens gegeben. Damit
ist in meinem Herzen viel angestossen worden.“
Das ist ein Anfang, und erste Glücksgefühle dürfen nicht mit Vollendung
verwechselt werden. Aber sichtbar und gerade öffnet sich vor mir den Weg,
mit jedem Schritt, wie ich ihn begehe.
Sa, 21. September 2024
… Krishna, den ich nicht denken kann, doch den ich mit Gewissheit kenne…
Alle Atome schreien nach dir… Alle Zellen in mir rufen dich….Ein gewaltiger
Choral lodernder Liebe jubelt zu dir empor.
Nun nehme auch ich endlich daran teil.
Fr, 20. September 2024
Im Schweigen allen Denkens, wendet sich mein Wesen ohne mein Dazutun,
tiefer als Worte und Gefühlswelten in glühender Sehnsucht an Krishna und
bringt ihm alle Tätigkeiten, all die Elemente, die es umgibt und all die
Seinsweisen, die es durchlebt, einfach ihm dar.
Do, 19. September 2024
Krishna, ich habe die Schwäche dieser äusserlichen Natur erkannt und
verstanden. Sie ist immer bereit, der Materie nachzugeben und dafür zum
Ausgleich in die höchste geistige spirituelle Unabhängigkeit zu fliehen. Du
aber erwartest von mir das Tätigsein in dieser Welt, was durch eine solche
Haltung verunmöglicht wird.
Ich darf der Schwierigkeit und dem Hindernis nicht ausweichen, auch wenn
man die Fähigkeit hat, in ein höheres Bewusstsein zu entgehen, wo es keine
Hindernisse mehr gibt.
Es ist nötig, allem genau ins Auge zu blicken mit dem tiefen Glauben, dass
du mich in all dem führst und ich keine Notausflüchte benötige. Denn dort,
wo ich Bedrohung wahrnehme, lebe ich nicht in der Wahrheit.
Mi, 18. September 2024
Dem Unbegrenzten begegnen
Ich gebe mich nie mit Erreichtem zufrieden, stehe bei keiner Verwirklichung
still, begnüge mich mit keinem inneren Hochgefühl, werte Erfolg und
Einsichten niemals als die letztliche Gnade, lasse mich nicht mit der
Vorläufigkeit abspeisen, begnüge mich nicht mit dem Weg, den ich schon
gegangen bin, vergleiche mich nicht mit der schlafenden Masse und glaube
schon gar nicht an den Applaus, welcher mir von ihr entgegengebracht wird.
Und dennoch bin ich zutiefst dankbar in jedem Augenblick. So schreite ich
immer weiter, ohne je anzuhalten, einer vollständigeren Offenbarung
entgegen, auf ein umfassenderes Bewusstsein hinzu. Das gestern Erkannte
dient nur wieder als kleiner Brückenstein für die künftige Erkenntnis.