Alle religiösen Traditionen, doch spezifisch die indischen, haben einen festen Rahmen von moralischen und sozialen Anschauungen, welche das Verhalten und den Umgang regeln.
Solch kulturelle Vorgaben engen das Leben des Einzelnen aber stark ein.
Der Bereich, der einen nun Bewegungsfreiheit ermöglicht, ist der metaphysische Zugang.
Glasenapp schreibt: „Sucht der Hinduismus mit seinen Vorschriften den Menschen bis ins einzelne zu formen und greift er in alle Details seines persönlichen Lebens ein, so geht er auf dem Gebiete der Transzendenz nicht über die Forderung der Anerkennung einer Weltordnung hinaus und schenkt dem Praktizierenden den weiten freien Raum.“
Dass eine Religion diesen Standpunkt der unendlichen Weite einnehmen kann, hat freilich zur Voraussetzung, dass ihre Bekenner mannigfaltige und divergierende Ansichten entwickelt haben und nicht von dem Bedürfnis, diese anzugleichen und zu uniformieren, beherrscht sind.
Die Voraussetzung zur Integration und Vereinigung von Entgegengesetztem ist die Einsicht, dass diese individuellen Hilfsmittel, die wir „den Weg zur Wahrheit“ nennen, für die Erreichung des Zieles, dessen wahres Wesen über das menschliche Begreifen hinausgeht, ihre Absolutheit verlieren dürfen.