„Schein haftet an aller Erkenntnis.“– Xenophanes von Kolophon.
Scio me nihil scire Sokrates meint, dass er sich des Umstands bewusst sei, dass ihm Weisheit oder ein wirkliches, über jeden Zweifel erhabenes, Wissen fehle. Mit seiner Aussage behauptet Sokrates also nicht, dass er nichts wisse. Vielmehr hinterfragt er das, was man zu wissen meint. Denn dieses vermeintliche Wissen ist nur ein beweisloses Für-selbstverständlich-Halten, das sich bei näherer Untersuchung als unhaltbares Scheinwissen entpuppt.
Aus der Erkenntnis der eigenen Begrenztheit eröffnet sich die Möglichkeit des Glaubens. Der Mensch darf den Sprung über die Grenzen des Wissens in den Glauben wagen. Doch wenn der Gottglaube dann nur zur Stabilisierung des Sicherheitsbedürfnisses dient, bedeutet dies, dass man den Sprung eben gar nicht gewagt hat.